Coronavirus (COVID-19) Update und Informationen für CED-Patienten
Zuletzt aktualisiert 30/08/2021
Das Wissen über SARS-CoV2, das Coronavirus, welches für die aktuelle COVID-19-Pandemie verantwortlich ist, wächst jeden Tag. Die Verunsicherung ist bei allen Menschen groß, aber besonders für CED-PatientInnen (unter Immunsuppression) ist die Situation besorgniserregend. Wir möchten hier nützliche Fakten und Tipps zur Verfügung stellen, die Ängste abbauen, Entscheidungshilfen darstellen und auch auf Reisen weiterhelfen.
Was sind die Symptome einer Coronavirus-Infektion?
Die häufigsten Symptome einer COVID-19-Erkrankung sind Muskelschmerzen, allgemeine Schwäche, Halsscherzen, Husten und Fieber. Typischerweise kann es auch zu einem vorübergehenden Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns kommen. Bei einigen PatientInnen, besonders Kindern, können auch Durchfall und Übelkeit auftreten. Viele Infizierte (ca. 40%) bemerken jedoch gar keine Beschwerden. Bei einer Minderheit der PatientInnnen kann die Erkrankung leider schwer und lebensbedrohlich verlaufen. Diese PatientInnen leiden oft unter hohem Fieber und Atemnot und benötigen dringend ärztliche Hilfe.
Wie verbreitet sich das Virus und was kann ich tun, um mich zu schützen?
Das Corona-Virus verbreitet sich durch Atemtropfen, die beim Husten oder Niesen einer infizierten Person entstehen, aber das Virus wurde auch im Stuhl von infizierten Personen isoliert und bleibt auf physischen Oberflächen lebensfähig. Daher sind sowohl eine fäkal-orale Ausbreitung als auch eine Ausbreitung durch Körperkontakt denkbar. Sie sollten auf häufiges Händewaschen achten, engen (<2 Meter) Kontakt mit anderen Personen und jeglichen Kontakt mit Erkrankten vermeiden, gesellige Zusammenkünfte meiden und andere lokale Empfehlungen der Gesundheitsbehörden befolgen.
Da es mehrere nachgewiesene Berichte über eine erneute Infektion mit COVID-19 bei Patienten gibt, die sich zuvor von der Krankheit erholt hatten, sollten diese Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden, unabhängig davon, ob Sie zuvor an COVID-19 erkrankt waren. Auch eine Impfung gegen COVID-19 sollte als primäre Schutzmaßnahme unbedingt in Betracht gezogen werden (siehe unten).
Die Auswirkungen der neu entdeckten Mutationen des Virus werden noch ausgewertet. Es scheint, dass die neue Delta-Virus-Variante (L452R) in der Lage ist, auch einige geimpfte Personen zu infizieren, obwohl es vorläufige Hinweise darauf gibt, dass solche zuvor geimpften Personen teilweise vor der Entwicklung einer schweren Erkrankung geschützt sind.
Kann gegen COVID-19 geimpft werden, wenn ich CED habe? Ist eine Impfung unter immunsuppressiver Therapie, z.B. mit einem Biologikum, möglich?
Es wurden mehrere Impfstoffe für COVID-19 entwickelt. Zum Zeitpunkt dieser Aktualisierung gehören zu den zugelassenen Impfstoffen zwei mRNA-basierte Impfstoffe (von den Firmen Pfizer und Moderna), ein nicht-replizierender Adenovirus-Vektor-Impfstoff (Janssen, AstraZeneca und das russische Gamaleya-Institut, wobei letzter in Deutschland keine Zulassung hat) und ein inaktivierter ("toter") Virus-Impfstoff oder viraler Protein-Impfstoff (von den Firmen Sinovac & SinoPharm, dieser hat ebenfalls in Deutschland keine Zulassung). Obwohl nicht alle diese Impfstoffe zugelassen und/oder in allen Ländern verfügbar sind, haben sie alle gezeigt, dass sie kein infektiöses Potenzial haben und eine zugrundeliegende Immunkrankheit nicht verschlimmern. Daher werden alle diese Impfstoffe im Allgemeinen auch für Patienten mit CED als geeignet angesehen, einschließlich solcher, die Immunsuppressiva oder Biologika einnehmen. Die beiden Adenovirus-basierten Impfstoffe von Janssen und Astra-Zeneca wurden mit extrem seltenen Fällen von Blutgerinnung (thrombotische Ereignisse) in Verbindung gebracht. Da der Nutzen der Vorbeugung einer COVID-19-Erkrankung diese sehr seltenen Ereignisse bei weitem überwiegt, sind diese beiden Impfstoffe sowohl in Großbritannien als auch in den USA weiterhin zugelassen, obwohl der Impfstoff von AstraZeneca in einigen anderen Ländern ausgesetzt wurde. Daher müssen Sie sich mit Ihrem Arzt über die lokalen Empfehlungen und Einschränkungen, die für diese beiden Impfstoffe gelten, beraten.
Im Allgemeinen empfehlen jedoch alle CED-Fachgesellschaften, wie IOIBD, CCFA, ECCO und andere, dass Patienten mit CED einen der oben genannten zugelassenen COVID-19-Impfstoffe erhalten, je nach den Richtlinien ihres Landes und der Verfügbarkeit des Impfstoffs. Wenn Sie einen anderen Impfstoff als diese erhalten sollen, müssen Sie sich bei Ihrem Arzt erkundigen, um die Sicherheit (es darf kein Lebendimpfstoff sein) eines solchen Impfstoffs zu gewährleisten, der sich von den in der obigen Liste aufgeführten unterscheidet.
Ist ein COVID-19-Impfstoff für mich wirksam, wenn ich CED habe oder wenn ich Immunsuppressiva oder Biologika einnehme?
Im Allgemeinen unterscheidet sich die Wirksamkeit des Impfstoffs nicht, wenn Sie CED haben. Einige Studien deuten jedoch darauf hin, dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei Patienten, die mit Anti-TNF-Antikörpern wie Infliximab oder Adalimumab behandelt werden, oder bei Patienten, die mit Immunmodulatoren (Azathioprin oder 6-Mercaptopurin) oder hochdosierten Steroiden behandelt werden, etwas geringer sein kann. Doch selbst mit diesen Medikamenten entwickelte die Mehrheit der Patienten nach der zweiten Impfstoffdosis schützende Anti-COVID19-Antikörper. Vorläufige Studien mit der Verabreichung einer dritten Dosis des Impfstoffs von Astra Zeneca deuten auf einen erhöhten antiviralen Antikörperspiegel nach dieser Auffrischungsdosis hin. Zum Zeitpunkt dieser Aktualisierung wurde berichtet, dass mehrere Unternehmen die Zulassung für eine dritte Auffrischungsdosis anstreben, die insbesondere für Patienten relevant sein könnte, die Steroide, Immunmodulatoren oder Anti-TNF-Antikörper erhalten. Da sich dieser Bereich jedoch schnell ändert, müssen Sie die Mitteilungen und Hinweise Ihrer lokalen Gesundheitsbehörden beachten.
Besteht durch meine CED oder meine Medikamente ein größeres Risiko, eine schwere Erkrankung zu bekommen, wenn ich mich mit dem Corona-Virus infiziere? Sollte ich deshalb meine Medikamente absetzen?
Bekannte Risikofaktoren für einen schweren Verlauf der COVID-19-Erkrankung sind hohes Alter, Bluthochdruck, Diabetes oder chronischen Lungen- oder Herzerkrankungen, Übergewicht und Rauchen. Dieses bedeutet jedoch nicht, dass ein Mensch, der einen dieser Risikofaktoren aufweist, immer einen schweren Krankheitsverlauf haben wird. Eine CED führt nach allen, bisher zur Verfügung stehenden Daten, nicht dazu, dass man sich schneller mit dem neuen Coronavirus ansteckt, oder einen schweren Verlauf entwickelt.
Ein internationales Register, welches COVID-19-Infektionen bei CED-PatientInnen erfasst, wurde unter dem Namen SECURE-IBD (https://covidibd.org/) eingerichtet. Bis zum 22. Dezember 2020 wurden dem Register weltweit 4038 CED-PatientInnen gemeldet, die mit dem Coronavirus infiziert waren. Von diesen waren 2859 Patienten immunsupprimiert, 1179 hatten keine immunsuppressive Therapie. Zu den immunsuppressiven Medikamenten zählen Kortikosteroide, Azathioprin, 6-Mercaptopurin, Methotrexat, Tofacitinib und Biologika (z.B. Infliximab, Adalimumab, Golimumab und Ustekinumab). Das immunsuppressive Potential von Vedolizumab ist als sehr gering einzuschätzen.
Die aktuellen Daten des SECURE-IBD-Registers sowie Studien aus den USA und anderen Ländern zeigen, dass CED-PatientInnen unter Immunsuppression im Generellen kein erhöhtes Risiko für eine Erkrankung oder einen schweren Verlauf, gegenüber CED-PatientInnen ohne immunsuppressive Therapie, haben. Eine Ausnahme stellen Glukokortikoide (Steroide) dar, deren Einnahme während der Infektion, das Risiko für einen schweren Verlauf steigert. Auch Azathioprin und 6-Mercaptopurin scheinen das Risiko leicht zu steigern. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass eine unkontrollierte, aktive CED-Erkrankung mit einem erhöhten Risiko für eine COVID-19-Erkrankung und einen schweren Verlauf einhergeht.
Zusammenfassend gibt es bisher keinen Hinweis darauf, dass CED-PatientInnen aufgrund ihrer Erkrankung oder ihrer Medikamente ein höheres Risiko haben, sich mit dem neuen Coronavirus anzustecken oder eine schwere Erkrankung zu entwickeln. Eine aktive, unkontrollierte CED könnte mit einem erhöhten Risiko einhergehen. Daher empfehlen die Fachgesellschaften für Gastroenterologie, darunter die American Gastroenterology Association, die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) sowie die European Crohn's & Colitis Organization (ECCO) die Medikamente für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa weiter einzunehmen.
PatientInnen, die zwei Arten von immunsuppressiven Medikamenten erhalten, wie z. B. ein Biologikum und einen Immunmodulator, und solche, die Kortikosteroide einnehmen, sollten jedoch mit ihrem Arzt besprechen, ob eines dieser Medikamente abgesetzt oder reduziert werden kann.
Sollte ich das Medikament absetzen, wenn ich mit einer erkrankten Person Kontakt hatte oder wenn ich selbst krank bin?
Im Allgemeinen wird der Kontakt mit einer SARS-CoV2-positiven Person nicht als Grund angesehen, Ihre Medikamente abzusetzen oder auszusetzen. Sie sollten dies jedoch im Einzelfall mit Ihrem Arzt besprechen. Wenn Sie grippeähnliche Symptome entwickeln, unabhängig davon, ob bei Ihnen das neue Coronavirus diagnostiziert wurde oder nicht, dann sollten Sie ihren behandelnden CED-Spezialisten kontaktieren, um ggf. die immunsuppressiven Medikamente, bis zum Abklingen der Symptome, zu pausieren. Nicht immunsuppressive Medikamente wie Mesalazin müssen nicht abgesetzt werden.
Sollte ich es vermeiden, zu diesen Zeiten ins Krankenhaus, in die Klinik oder ins Infusionszentrum zu gehen?
Nicht unbedingt notwendige Klinikbesuche können, nach entsprechender Beratung durch Ihr CED-Team, verschoben werden. Einige Besuche in der Klinik können durch telemedizinische Konsultationen ersetzt werden, wenn diese verfügbar sind. Unverzichtbare Besuche, wie z. B. Besuche in der Notaufnahme bei einem schweren CED-Schub oder das Erhalten Ihrer Biologika-Infusionen in Infusionszentren, sollten nicht ausfallen.
Ich bin auf einer Reise in einem anderen Land gestrandet und mir gehen meine IBD-Medikamente aus. Was kann ich tun, bis ich wieder nach Hause fliegen kann?
Wenn Sie aufgrund von Flugsperren gezwungen sind, Ihren Aufenthalt außerhalb Ihres Heimatlandes zu verlängern, empfehlen wir Ihnen, einen Blick auf unsere Webseite "CED-Netzwerk" zu werfen. Dort finden Sie Details zu über 330 CED-Zentren auf der ganzen Welt, die sich uns angeschlossen haben, um CED-PatientInnen im Ausland zu betreuen und bei der Verabreichung von Biologika zu helfen (Sie müssen registrierter Nutzer des CED-Passes sein, um Zugang zu diesem Netzwerk zu erhalten). Wir empfehlen Ihnen, sich an das räumlich nächste Zentrum zu wenden, um vor Ort Hilfe bei der Medikamentenversorgung zu erhalten. Manchmal kann eine Kontaktaufnahme mit Ihren Ärzten zu Hause sinnvoll sein, da diese unter Umständen einen Kontakt zu Kollegen in Ihrem Reiseland herstellen können. Wenn es in dem Land, in dem Sie sich befinden, noch kein Zentrum in unserem Netzwerk gibt, können Sie uns eine E-Mail an info@IBDpassport.com schicken, und wir werden versuchen, über unsere weltweiten Verbindungen zu helfen. Bitte beachten Sie, dass unsere Antwort aufgrund der überwältigenden Anzahl von Anfragen und Bitten aktuell etwas verzögert sein kann.